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Mittwoch, 19. Dezember 2007

Allerseelen

Die Zeit der Drachen ist vorbei
im allgemeinen Blattverfall
hängen die Gedanken auf Halbmast

Maroni gewärmte Hände
tragen Erinnerungsschleifen
durch aufkommende Novembernebel

auf Hügeln wehen Kerzen
Blumenfrauen lächeln pathetisch
und reiben sich die Hände

© HK®intelen 2.11.2007

Dienstag, 18. Dezember 2007

Nachweiner

Ein letztes Pfeifen
perforierter Atem
losigkeit – wund
liegendes Leben
rundum betreut
zu spät

– weißer Rauch im Kamin –

selbst ausgewrungene Partezettel
können die feurigen Träume
von Lebenslust nicht löschen

das Abbild im Spiegel
verblasst unbemerkt

und die Gesichter
professioneller Nachweiner
drücken Betroffenheit

– aus –

© HK®intelen 14.12.2007

Dunkler Advent

Leise tropft
die Lebensverlängerung
zähflüssig

es wird scho bald dumpa
es wird scho bald Nocht

der Moder aus deinem Mund
betäubt mich
lässt mich in deine Arme sinken

und uns gemeinsam
die Stille Nacht einläuten

© HK®intelen 14.12.2007

Hinter der Hofburg

Vorfragmentarisches Reich
man ist ohne Eigenschaften
das kaiserlich – königliche
Kakanien liegt noch vor uns
Sturm zieht vom Osten auf

freisinnig – klerikal
radikal und national
doch der Ton macht die Musik
noch ist die Sprache
Habsburgerisch

die Weiber am Naschmarkt
schreien: „an Lavendl hätt ma do“
die Legislative ist Stumm
zwischen Nietzsche und
gelebte Nymphomanie

Mörder werden gesellschaftsfähig
Verführung erlangt Reputation
und ein Landvermesser scheitert
verstört an der Heimatlosigkeit
der surrealen Obrigkeit

die neue Zeit gebärt Rattennester
und lallt im Blut imperialen Glanzes
der Untertan verlor seine Ehre
taumelt betrunken zu neuen Siegen

© HK®intelen 9.12.2007

Worte von Thom Delissen / SCHRIEB

Es ist die
Nacht
die mich
umfängt
-
doch es wird
Licht.

Thomas - es sei an dich gedacht.

:-( thom

Trau- Er

gerade noch
warst du
unter uns

ich sehe dich
den endlosen Gang
hinunter gehen

meinen Augen
entschwinden

dein Geruch
verfliegt


© HK®intelen 01.04.2006

für einen Freund und Kollegen, dem Literaten und Lyriker Thomas Schulz, der nach langem Kampf am 1.11.2007 verstorben ist.



Das andere Ufer

All Jene die glauben
mich zu kennen
zu wissen – zu verstehen

– tragen Schattenhauben –

sie kennen mich nicht
meinen Schmerz – die Sehnsucht
die dort am anderen Uferrand
unerreichbar

im Niemandsland
des Wissens – der Gedanken
wo der Flug des Auges
nicht enden will

die Welt des Geistes
mit mir Rätselraten spielt
in einem Schwebezustand
der Leere – Gefühllosigkeit

am jenseitigen Gestade
wo die Zukunft – die aus
der Vergangenheit – das Heute
erst verstehen lässt

und eine Möwe weint
in einem Streifen Licht
das sich im Wasser bricht

© HK®intelen 24.09.2007

Der Name meines Vaters

Der Name meines Vaters
und der Lufthauch zerbarst
bevor der Wind sich erhob

und des Sohnes
in Trümmern geboren
kein Luft Schutz in den Kellern

und des Geistes
erweckte die Seele
zog eine Linie zwischen
Leben und Tod

© HK®intelen 03.7.2007

Schlaflose Demarkationslinie

Vor lauter roten Sternen
sah sie schwarz
als Gewehrkolben
sie in ihrer Erstarrung trafen

„Frau, komm!“
brüllten sie lachend
– Dawai, Dawai –
schändeten sie am Straßenrand

und ein paar Salven
aus dem Maschinengewehr
waren Salut für die gute Tat
laut Order des Genossen Stalin

"Mit glühendem Hass im Herzen
betreten wir das Land des Feindes
Wir kommen als Richter und Rächer."

© HK®intelen 24.08.2007

Kontrollpunkte

Ausrollende Gespräche
auf Angstbrücken
kalter Schweiß sickert
durch harte Bänke

Stahlblaue Augen blitzen
wie die Kalaschnikow
aus sommersprossigem
Kindergesicht

das vertieft in meine Papiere

Fliehende wahrnimmt
stahlhart auf zerplatzende Körperkürbisse
schießt – die rot und saftig

© HKRintelen 24.08.2007

LICHTGEIST

eingeschlossen im Gravitationsfeld des Geistes / Cynocephalus hält das Licht gefangen / Geiselnahme der Gedanken~Hunde halten Wache am Tor zur Götterwelt / aus der Mandorla tritt der neugeborene Knabe des Lichtes / zu seiner kosmischen Wanderschaft~Sirenengesang der Osiris / vermischt sich mit dem Chor von Brahma und Vishnu / Cherub, lege mir die Karten / schlag auf das Blatt der Erkenntnis~Bei der Sonne und ihrem Schein beim Mond, wenn er ihr folgtbeim Tag, wenn er sie enthüllt bei Nacht, wenn sie die Sonne bedeckt / wenn Lebenskraft aus Lebenssaft neues Leben schafft~In der Potala in Lhasa, am Dach der Welt / mit der wahrhaft altruistischen Geisteshaltung / OMANI PADME HUM rufend / in den reinen Absichten des Lamas~Ameisengleich

© HKRintelen Februar 1987

Das Kind

Kind nun ist der Tag gekommen – wo wir dich den Göttern vorstellen – wir kleiden dich in strahlende Helligkeit – der Mutter Erde und unserem Vater Sonne zeigen wir dich – im Heute, in all deiner Kraft und Stärke
heute mein Kind – ist dein besonderer Tag – es ist an der Zeit deinen Platz in der Gemeinschaft einzunehmen
wir haben dich alles gelehrt was zu sagen war – nun spannen wir dir – einen Regenbogen zum Glück
Licht des Morgens und Licht des Abends – sei mit diesem Kind

© HKRintelen Juni 2000

Der Mime

erinnerst du dich noch mein Kind - an diesen Moment -
als dir beim Heurigen der Mime mit der tragenden Stimme -
einen Korb Marillen schenkte?
Viele Jahre ist es her als er dir: „der bezaubernden jungen Dame“ sagte.
Das empfindsame Genie mit der unverwechselbaren Stimme -
oh arroganter wunderbarer Menschenfeind – unbestechlich - größenwahnsinnig - dieser göttlich schöne Mann -
mein Hamlet und Don Carlos

Der „Vokalist der deutschen Sprache“ ist schon lang nicht mehr -
ein großer - unersetzlicher Verlust.
Idioten oder manchmal auch Oarsch - schrie er in Wut aus sich hinaus
ob all der Ignoranten.
ein Blunzngröstl war seine Leidenschaft - der Veltliner leider auch -
sein Leben ein fortwährender Rausch - die wundervolle Stimme ist vergluckst.
Fahre wohl im Narrenschiff - Mensch und Genie

So sang er denn zum Schluss
„I brauch kann Pflanz - ich brauch kann Glanz - i brauch ka schöne Leich - i komm a ohne Kranz genauso gut ins Himmelreich“

© HKRintelen 22.04.1999

Warum

Der Haken an der Decke
gebogen vor Schmerz
mein Flehen hängt noch
im Raum

dein dünnes Kleid
vom Sessel gefallen
und ein Strumpf von dir
schlängelt sich wie ein Strick
unter dem Bett hervor

sie haben dich abgenommen
deine Sinnlosigkeit verbrieft

ich leere das Glas aus
werfe deine Pillen weg
und frage mich – warum

© HKRintelen 01.07.2007

Bohnengewürm

Löwenzahn der Erinnerung
von Lebensmittelkarten- Kindheit
wo wir Glück beseelt
Bohnen mit Würmern und
gefrorene Karotten aßen

auf Holzbänken dritter Klasse
über Demarkationslinien fuhren
und auf der Ennsbrücke
kalten Angstschweiß atmeten
wenn die I-Karte kontrolliert wurde

unsere Kindheit blieb
im Irgendwo stehen
wagte nicht nachzukommen
um das Geknatter der MG’s
jener Nächte zu vergessen

jetzt tropft die Ordnung der Tage
hartnäckig von Überlandleitungen
wie Zugvögel auf dem Weiterflug

© HK®intelen 24.08.2007

Nach dem Weinen

Ein aufgespannter Regenschirm
treibt im Entlastungskanal
unter einer Brücke

ein beiger Damenrock – aufgebläht
kopfunter – gibt keinen Laut mehr
von sich

zerlesene Briefe
in Asche zerfallen – Winde
vertragen sinnlos Gewordenes

© HKRintelen 11.12.2006 / 18.02.2007

Alles Schicksal

Das Zeitfenster war viel zu eng
wir hätten mehr davon
für uns gebraucht
zum kennen lernen – lachen
und zu streiten

es hätte anders kommen können
wäre der Stellungsbefehl
verloren gegangen
der Zug ins Verderben nie abgefahren
die Schienen bombardiert

du hättest wachen können
an meinem Gitterbett
doch nein –
wir wurden begraben unter Schutt
als Synonym für deinen Tod


© HK®intelen 25.09.2007

Assisi Vesper

Sonnenstrahlen werfen Arabesken
von Wand zu Wand – Choräle der Mönche
geistern durch die Gewölbe
die Tonsuren glänzen bekerzt

Säulengänge erstrahlen
weiß wie Büffelmilch – Cimabues Schatten
schaukeln im Kirchenschiff
der Basilika San Francesco

die Gebetsmühle eines Exorzisten
verwundert meine Ohren – aufgescheuchte Tauben
entfliehen den schmalen Gassen
Kapuzen huschen in Durchgänge

von den Türmen der Kirchen
fliegen die Glocken nach Rom
und auf den Plätzen drängt Stille
von den Lebenden und den Toten

© HKRintelen 3.08.2007

Am Bagnhof in Irgendwo

verlassen auf einem Bahnsteig
vergilbte Fotos verblassten
in meinem Kopf – suchte
verlorene Jahre im Wartesaal

der Gegenwind schlug
alle Türen zu – meine Tränen
starben im eisigen Wind
rasiermesserscharf

fremde Zungen schlängelten
meinem Ohr entgegen
ein Kinderlied entschwand
unter Dampf

Abschiedsworte verstarben
im Mund – im Gegenzug
reiste die Hoffnung drittklassig
entgegengesetzt

die winkenden Mädchen
meinten nicht mich – und
die Tauben am Bahnsteig
brachten auch keinen Frieden

© HK®intelen 17.05.2007